Die Kunst des Nichtkönnens.


Wissen schafft Einsicht, ganz gleich ob man Inneres erforscht oder Äußeres. Es wendet uns aber auch von uns selbst ab.  

Sich innerlich erkennen, kann man aber nur in dem Maße, in dem man sich loslassen kann. Je weniger verfestigte Kristallisierungspunkte es im Innern gibit, desto mehr wird es freigelassen. Dann kann es sich offenbaren und neues Leben ausbilden.

Wissen und Technik sind per Definition besonders geformte Kristallisierungspunkte unseres Geists. Ihrer entkleidet ist man nur sich selbst ausgeliefert und muss mit sich sein.

Das Wagnis, nur mit sich selber zu sein, steht im Mittelpunkt unseres Übens. Das Training setzt darum vielfach andere Akzente als in anderen Karate oder Qi Gong Schulen. Wir verwenden sehr viel Zeit darauf, den Körper zu entspannen und aufzulösen. Das kann sehr anstrengend sein. Wenn das Innere aufgelöst ist,  kann es sich aber in einer Technik frei bewegen und äußern und diese von innen formen.

Ein Fausthieb bewegt physische Masse ins Ziel, zum Beispiel das Gesicht des Gegners. Er kann aber, wenn alles in uns ungehemmt an ihm mitwirken kann, unseren unbewussten Wesenskern herstellen und diesen zutage bringen. Wer sich ohne innere Reibungspunkte  und Festhalten an seine Technik hingeben kann, dem eröffnet sie einen neuen Blick auf sich selbst.

Der Weg in diese Wahrheit schaffende Ganzheitlichkeit der Bewegung ist lang und sieht auch nicht immer schön aus. Er führt aber letztlich auch zu äußerlich effektiveren Technken,  denn sie erhalten sie eine viel tiefere Durchschlagskraft, wenn das ganze Sein an ihnen mitwirken kann und nicht nur vom Kopf dazu gezwungen wird.  Das gilt sowohl für nach außen gerichtete Karatetechniken als auch für nach innen gerichtete stille und energetische Techniken.



Nichtkönnen und Können

Wenn eine Technik sich von Innen heraus bildet, erweist sich, dass ihre physische Form wiederum nicht völlig zufällig ist und äußerlich erkennbar wird.

Verkrampfung und Steifheit behindern Loslassen. Ein einheitlicher Raum im Körper hingegen fördert einen einheitlichen Raum im Sein. Innere Wahrnehmung führt dazu, dass alle Teile des Körpers teilhaben und nicht abgeklemmt werden. Insofern ergibt sich auch für uns durchaus eine "richtige" Technik. Wir gelangen zu ihr nur auf etwas anderem Wege.

Der lange Umweg, den wir zu "richtigen" Techniken gehen, führt dazu, dass das Training manchmal nicht strahlend  wirkt oder äußerlich ineffektiv. Dieses Risiko müssen wir eingehen. Es bezieht  aus dem Wagnis, sich erst selbst zu finden seine innere Kraft.



Lehren und nichts Können

Unsere Lehrer müssen darum eine Zwitterrolle einnehmen. Einerseits müssen sie den äußeren Rahmen abstecken, die Richtung vorgeben und Techniken kritisieren. Ihre Rolle füllen sie aber erst aus, wenn sie sich selbst dem Risiko, nur auf sich selbst reduziert zu sein, aussetzen.  Mut und  Bereitschaft, Nichtkönnen vorzuleben, sind das Wichtigste,  das wir im Training vermitteln.  Das Risiko, dass dabei etwas schief geht oder nicht gut aussieht, müssen wir eingehen.


Wir lernen und forschen alle zusammen. Das gibt unserem Training seinen Flair und seine Tiefenwirkung.

In die Umwelt passen


Der Jahreskalender bildet den natürlichen Übungsfluß jedes Übenden ab. Es gibt Phasen intensiver Beschäftigung in den großen Seminaren. In deren Vertiefung findet der Übende die Parameter für das ganze Semester. Auffrischungen gibt es in den Tagesworkshops und im regulären Unterricht lernen wir, uns nah am Alltag zu behaupten und zu vertiefen.


Das Training passt sich auch an die Jahreszeiten an. Im Winter ist die Umwelt zurückgezogen und lässt einen mit sich selbt allein. Das ist hervorragend um still sich anzuschauen und zu erkunden. Im Sommer und Frühling ist die Welt um uns im Fluss und das Sein bestimmt sich viel mehr dadurch seinen Platz ind er Umwelt zu finden und mit den eigenen Regungen zurecht zu kommen. Die Anpassung an die veränderten Gegebenheiten drückt sich jeweils in stillerem oder fliessendem Training aus.


   Was wir tun

    Der Trainingsansatz

Tiefenarbeit


Die Grundausrichtung unseres Trainings  war von Anfang dieselbe. Wir nutzen Karate und Stille, um dem Körper das Sein zu entwinden und es frei wirken zu lassen.


Diese Herangehensweise verlangt uns allen viel ab. Sie ist körperlich und geistig anstrengend, ganz gleich ob man sich eher auf Karate oder eher auf stille Übungen konzentriert.


Das Training ist nicht auf Oberflächliches ausgerichtet, sondern darauf, Grundfesten zu verschieben. Es setzt in der Tiefe an und wirkt gerade in den Bereichen, an die wir gedanklich nicht rühren können. Dort lässt es substantielle Veränderungen spontan geschehen.


Im Karate nimmt unser Ansatz einen großen Umweg, um im Kampf erfolgreich zu sein. In der geistigen Anwendung auf die Welt bietet es ganzheitliche Lösungen, nicht partielle. Wir machen  keine kurzfristige Verhaltenstherapie.

Der unregelmässige Fluss


Die Intensität der Beschäftigung mit dem Training variiert ganz natürlich im Laufe der Zeit. Sie gleicht einem Storm, der mal schneller und mal langsamer fliesst und in dem man mal in der MItte schwimmt und mal an den Rand getrieben wird. Die meisten von uns kommen im Laufe der Zeit in Phasen, in denen sie intensiver sich nach innen wenden und andere, wo sie das Erworbene in der Welt anwenden.


Dieser Wechselrythmus ist ganz natürlich und mit eingeplanter Teil des natürlichen Wachstums- und Reifeprozesses, den unser Training befeuert.

Zur Vertiefung:


Hintergrund und Theorie - Links zu theoretischen texten von Malte Loos

Innen und Außen - ein Streitgespräch zwischen Marxismus und Innerlichkeit - von Mark und Malte

(in Arbeit)

D|E